Leserbrief: Julius-Krieg-Straße umgetauft (Main-Echo v. 10. März 2017)

Leserbrief: Julius-Krieg-Straße umgetauft (Main-Echo v. 10. März 2017)

peter-gingold-str1Nach Julius-Krieg darf in Aschaffenburg keine Straße benannt sein. Denn lediglich die Tatsache, dass Krieg in Aschaffenburg geboren wurde und als Professor an der katholischen Hochschule in Regensburg tätig war, kann schwerlich als ein besonderes Verdienst bezeichnet werden, das eine Straßenbenennung rechtfertigen würde. Wissenschaftliche Publikationen dieses Hochschullehrers sind nicht bekannt. Jedoch gibt es eine Publikation von ihm, die deutlich zeigt, wes „Geistes Kind“ Krieg war. Es handelt sich  um die 1923 erschienene Broschüre „Die Theologiekandidaten der Diözese Regensburg im Weltkrieg 1914 – 1918“ und enthält die Lebensläufe der im 1. Weltkrieg gefallenen bzw. der aus dem Krieg zurückgekehrten Regensburger Theologiestudenten.

Der schlimme Text zeigt Krieg als eine durch und durch kriegsbegeisterte, reaktionär-revanchistische Persönlichkeit. Das mögen einige Zitate belegen:

So heißt es bei Krieg, die Studenten seien für den “Sieg des Vaterlandes den Heldentod“ gestorben. Als „schöne soldatische Eigenschaft“ hätten sie “freudige Todesbereitschaft bis zum Ende“ bewiesen und die Erfüllung dieser „vaterländischen Pflicht als Ruf Gottes zu heiligen Opfern aufgefasst.“ Der Krieg sei „leider nicht zu unseren Gunsten ausgegangen“, resümiert Krieg und fügt als seine Hoffnung hinzu, dass „das Blut der Gefallenen der Samen für die Zukunft sein möge.“ Und weiter:: „Sie waren Helden in der Erfüllung ihrer Pflicht, im Kampf, im Tod. Ihr Leben und Sterben ist eine laute Apologie unseres katholischen Glaubens.“

Kriegs ganzes Sinnen und Trachten galt der Tilgung der „Schmach der Niederlage“ im 1. Weltkrieg. Die Republik wird von ihm als „moralisch verwildert.“ gebrandmarkt. Er prophezeit, „dass dereinst der gerechte Vergelter erscheinen wird.“

Damit erweist sich Julius Krieg als einer der geistigen Wegbereiter des Nationalsozialismus. Folgerichtig unterschreibt er schon 1933 einen der ersten Aufrufe deutscher Professoren für Adolf Hitler, in dem er den erwarteten „gerechten Vergelter“ für den verlorenen Krieg zu erkennen glaubt. In diesem Aufruf heißt es:

Die Männer der deutschen Wissenschaft … sprechen heute in voller Gewissensfreiheit. Ihr adeliger Geist veranlasst sie, den Gebildeten aller Völker zu sagen, dass sie sich in freudigem und freiem Mannesstolz zu Adolf Hitler bekennen. …“

Keine Straße in Aschaffenburg darf den Namen Julius Krieg, diesem fanatischen Kriegsbefürworter, Revanchisten und geistigen Wegbereiter Adolf Hitlers tragen!

Mit freundlicher Genehmingung von Frank Sommer
veröffentlich am 13.03.2017 im MAIN-ECHO

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