9. November 2022 – „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“
Etwa 60 Menschen gedachten mit dem Bündnis gegen Rechts des Novemberpogroms 1938
Bewusst hat sich das Bündnis für dieses schon oft gebrauchte, aber im Jahr des eskalierten Ukrainekrieges besonders aktuelle Motto entschieden. Es war der Rahmen des Krieges, der den Holcaust in diesem Ausmaß erst ermöglichte und damit auch die Auflösung der nahezu 700 Jahre alten jüdischen Gemeinde Aschaffenburg.
Dazu zeigte das Bündnis eine Zusammenstellung von Bildern und Texten, die zum 60. Gedenken daran – also vor 20 Jahren – schon einmal präsentiert wurden, damals noch begleitet von Peter Gingold.
Ein Redner des Bündnisses erläuerte danach noch einmal kurz die lokalen Vorgänge in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Er griff aber auch die aktuellen Rechtstendenzen in Europa und Deutschland im Sinne des Mottos an und nannte regionale bekannte Neonazi-„Größen“, die jetzt wieder in den Rechts-Bündnissen, „Rhein-Main-steht-auf“, „Friedensboten Miltenberg“ und „Aschaffenburg-steht-auf“ (asa) wirkten, insbesondere den Anmelder der lokalen Demonstrationen von asa, Bruno Stenger, der noch im März 2020 beteuerte, dass für ihn „eine Zusammenarbeit mit solchen
Personen unmöglich“ wäre und „Gruppierungen wie AfD & Co verkörpern all das, was ich zutiefst verachte. “ (s. Bündnis-Flugi vom Dezember 2021) Der Redner berichtete, dass Stenger nicht nur altbekannte NPD-Parteisoldaten wie Falko Schüssler in seinen vordersten Reihen dulde, sondern AfD-Funktionär:innen zu Redebeiträgen einlade und selbst zu einer zentralen AfD-Demo nach Berlin mobilisiert und gefahren sei. Wer an Veranstaltungen solcher Organisatoren teilnehme, begebe sich in ein nationalistisches Umfeld, das Protest gegen den Ukraine-Krieg für seine Zwecke instrumentalisiere. Eine Querfront-Strategie, wie sie von Faschisten von Anfang an bekannt ist.
Von der Gedenktafel „hinter der Sandkirche“ (Standort des ehemaligen Gefängnisses) zogen die Veranstaltungsteilnehmer:inne den Bündnis-Transparenten folgend zum Geburtshaus von Peter Gingold, wo das Mitglied des Aschaffenburger Stadtrates Johannes Büttner eine provisorische Gedenktafel anbrachte. Er gab einen kurzen Abriss zur Biografie des Resistance-Kämpfers und wies auf dessen Appell hin, die legalen Möglichkeiten zum Kampf gegen Faschismus und Krieg zu nutzen, solange es sie gibt.