Peter Gingold, Aschaffenburg, JuKuZ, 24.11.2005
„Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg!“ – dies war die Maxime, die Peter Gingold nie aufgab. Am 8. März 1916 als Sohn einer aus Polen emigrierten jüdischen Familie in Aschaffenburg geboren, zog seine Famile Ende der 20er Jahre nach Frankfurt. Peter organisierte sich früh im kommunistischen Jugendverband. Mit der Übergabe der Macht an die Faschisten floh seine Familie 1933 nach Frankreich. Auch Peter folgte – gezwungenermaßen – bald, schloss sich dort der Resistance an und geriet in die Fänge der Gestapo. Es gelang ihm, seine Folterknechte zu übertölpeln und durch einen Pariser Hinterhof am Boulevard St. Martin zu entkommen. Nachdem er sich durch die Unterstützung seiner Frau Ettie Gingold und anderer Widerstandsgenossen von den Strapazen aus Haft und Folter erholt hatte, kehrte er in die Resistance zurück und nahm am Aufstand zur Befreiung von Paris teil. Er erlebte die Befreiung vom Faschismus und das Kriegsende während eines Partisaneneinsatzes in Norditalien.
Den aus der Emigration zurückgekehrten Gingolds wurde lange Jahre die deutsche Staatsbürgerschaft verweigert. Zusammen mit seiner Frau Ettie setzte sich Peter vehement gegen Wiederbewaffnung und später gegen die Stationierung von Atomraketen ein.
2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Bejarano, Percy MacLean und Martin Löwenberg von der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen.
Peter Gingold, 9. November 2002, Aschaffenburg, Wolfsthalplatz
Peter Gingold bei der attac-Jugend, JuKuZ, 07.07.2002
Die Lehren seines Kampfes gegen den Faschismus, die Notwendigkeit eines entschlossenen Zusammenstehens gegen jedwede faschistische Entwicklung, vermittelte er als Zeitzeuge vor ungezählten Schulklassen und Jugendgruppen, auf Demonstrationen und Kundgebungen im ganzen Land. Wo auch immer er gebraucht wurde, war er zur Stelle, sehr gerne und oft auch in seiner Geburtsstadt Aschaffenburg, sei es als Redner am Ostermarsch, am 9. November auf dem Wolfsthalplatz oder zum Gespräch im Jugend- und Kulturzentrum.
Das Bündnis gegen Rechts lud am 8. März 2016 Antifaschstinnen und Antifaschisten, Friedensbewegte und DemokratInnen zu einer kleinen Gedenkfeier in die Heinsestraße vor den Eingang zu Haus Nr. 3 ein. Umrahmt von kulturellen Beiträgen wurde dort eine Gedenktafel angebracht.
- R. Frankl eröffnete die Gedenkfeier mit der Hymne der Resistance, Le Chant de Partisans. Er hatte dazu den Text ins Deutsche übertragen.
- Peter_Gingold_100_Redebeitrag_Buettner
- R. Frankl:
Pierre eternel oder die Ballade von den sechs Sinnen. Text r.f., Melodie nach einem Chanson von G. Brassens.
- Ansprache_PG20160308_rf
- Schlusslied: „Rosen auf den Weg gestreut“ von Kurt Tucholsky
MAIN-ECHO: Mit Texten und Musik an jüdischen Widerstandskämpfer erinnert
main.tv: Gedenktafel für Aschaffenburger Widerstandskämpfer Peter Gingold
Am 13. März 2016 von 11 Uhr – 13 Uhr wurde im Haus Gallus, Frankenallee 111, 60326 Frankfurt am Main eine Matinee zum 100. Geburtstag von Peter Gingold gegeben.
Bericht des Gießener „Bündnis gegen Rechts“: http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/110344/matinee-zum-100-geburtstag-von-peter-gingold/
Ansprache von Siegmund Gingold – Foto r.f.
Ansprache von Esther Bejarano – Foto r.f.
Mitschnitt des Finale : https://www.youtube.com/watch?v=KAm-8Zj_e-A&feature=youtu.be
Interview mit Peter Gingold am 24.11.2005 im JuKuZ Aschaffenburg:
Begrüßung
Frage 1 Anfaenge des Nationalsozialismus
Frage 2 Wie hat die Familie reagiert?
Frage 3 u. 4 Veraenderungen ab 1933 – Emigration der Familie
Frage 5 Illegaler Widerstand in Nazi-Deutschland
Frage 6 Erste Verhaftung1933
Frage 7 a) Emigration nach Frankreich
Frage 7 b) Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten im Exil
Frage 8 Was habt ihr in Frankreich gemacht?
Frage 9 Wie haben die Franzosen auf euch reagiert?
Frage 10 Krieg und Resistance
Frage 11 Verhaftung Folter – Flucht1943
Frage 12 Aufstand und Befreiung