20.02.2020 – Kundgebung gegen rechten Terror und die geistigen Brandstifter
(Foto: 361°Aschaffenburg) Das Bündnis gegen Rechts bedankt sich bei den Genoss*innen der IL Aschaffenburg für die Organisation der Veranstaltung und die Möglichkeit, folgendes Grußwort zu überbringen:
Grußwort des Bündnis gegen Rechts (R. Frankl)
Ob Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Anfang der Neunziger, dann die Orte der NSU-Mordserie, der Anschlag auf Charlie Hebdo in Paris, Breiviks Massaker in Oslo, jetzt wieder Kassel, Halle, Augsburg. Für uns Aschaffenburger*innen immer relativ weit weg.
Und nun Hanau. Ein paar Kilometer Main abwärts. Ganz nah, der Einschlag diesmal. Und doch so weit weg, was das Begreifen angeht.
Aber wir müssen begreifen.
Hier, an der Seite der Opfer und ihrer Angehörigen, derer wir heute auch in Aschaffenburg in erster Linie gedenken.
So unterschiedlich die Täter von Halle, von Hanau, von Kassel, von Augsburg sind – sie werden angetrieben von der Ideologie, dass es eine Herrenrasse gebe, die postuliert, nur ihr stehe es zu, in Deutschland zu leben. Angetrieben von identitärer Hetze über die Unverträglichkeit von Kulturen. Von Geschwafel an den Stammtischen und Geschrei in den Straßen über den befürchteten „Volkstod“, weil angeblich Familien, die Wurzeln in der Türkei oder in Afrika haben, mehr Kinder bekommen als Deutsche und deswegen bald die Übermacht gewinnen könnten. Sie faseln von „Bevölkerungsaustausch“, den die Regierung angeblich plane: In Deutschland sollen Deutsche, in Frankreich Franzosen, in Holland Holländer, immer jedenfalls gegen Ausländer ausgetauscht werden. Und es ist diesen Leuten vollkommen egal, wie integriert Menschen mit ausländischen Wurzeln sind, ob sie als Ärzte arbeiten, Arbeitsplätze schaffen oder Steuern zahlen. Und auch eine der großen Weltreligionen dient wieder für Schuldzuweisungen aller Art, wie sie die Nationalsozialisten dem Judentum angelastet haben: nicht zugehörig und schlussendlich unwertes Leben.
Ob schon die Schüsse auf Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke, Georg v. Rauch, aber auch die rassistischen Pogrome Anfang der 90er: immer waren den Aktionen entsprechende Stimmungsmache in den Boulevard-Medien vorausgegangen.
Wer heute noch – wie z.B. der frühere Verfassungsschutzpräsident Maaßen – sich darüber lustig macht, dass fortschrittliche Menschen die Gewaltbereitschaft der rechten Szene und die Tendenz unseres Gesellschaftssystems nach Rechts kritisieren. Wer den Feind weiterhin links sucht, hat entweder den Schuss nicht gehört oder ist von tieferem und nachhaltigerem Interesse geleitet, den Rechtsruck zu relativieren.
Der Kreisvorsitzenden der AfD beschwerte sich kürzlich im MAIN-ECHO mal wieder, er und seine rechtsextreme Partei sei durch einen Kommentar des Chefredakteurs zu Unrecht als Demokratieverächter gebrandmarkt worden. Eine Partei, die sich täglich der eben beschriebenen Hetze befleißigt, die kein Hehl daraus macht, als politischer Arm der völkischen Bewegung zu gelten, die die faschistische Geschichte Deutschlands als Vogelschiss bezeichnete und das Gedenken an die Opfer als Schande – die sich nicht von ihren rechten Flügelleuten distanzieren kann, ja viel mehr noch sich von rechten Thinktanks wie dem Institut für Staatspolitik Götz Kubitscheks beraten lässt, welchen Grund gibt es für Herrn Junker und seine AfD da zu solcher Beschwerde?
Ja, den Rechten gelingt es manchmal, auf die Empörung gegen echte soziale Missstände aufzuspringen, wie jetzt wieder die Trittbrettfahrer von „Fridays gegen Altersarmut“.
Deshalb gilt – gerade auch im Kampf um die sozialen Fragen oder um die Soziale Frage:
Kein Fußbreit den Faschisten und ihren Getreuen!
Kein Vergeben und kein Vergessen für ihre Greueltaten!
Wenn das weiterhin gelten soll, dann darf es halt nicht bei der jetzt viel zu hörenden Betroffenheit bleiben. Ihr müssen auch Handlungen erwachsen.