Flugblatt zu den regionalen „Querdenker“-Demonstrationen
Ja, es gibt große Unzufriedenheiten mit der Regierungs-Politik in der Pandemie.
Nein, es gibt keinen Grund, Faschisten Raum und Zeit für rechte Rattenfängerei zu geben.
Auf diesen Bildern vom 11.12.2021 in AB sind unter anderen zu sehen:
(de.indymedia.org/node/165952)
- Patrick Ripp aus Bessenbach, Mitglied der so genannten „Aryans“, 2017 in Halle indirekt beteiligt an einem gewalttätigen Überfall auf Antifaschisten;
- Ralf Mynter, NPD Franken, Kameradschaft Unterfranken, ex-Polizist, 2006 wegen Auftritten im rechtsextremen Milieu und illeg. Waffenbesitzes zu 6-monatiger Bewährungsstrafe verurteilt;
- Falko Schüßler, ex-Funktionär in verschiedenen (u. a. inzw. verbotenen) Neonazi-Gruppen wie Wiking-Jugend, FAP, NPD;
- Stefan Jagsch, ehem. Vorsitzender NPD Hessen.
Soll Protest ernst genommen werden, dann muss er sich lösen von faschistoiden, nationalistischen und antisemitischen Elementen!
Ebenso von irrationalen Haltungen in Bezug auf SARS-CoV2-Viren.
Die Duldung demonstrativer Unterstützung von extrem rechter Seite ist ein Bärendienst an jeder rationalen, Tatsachen-basierten Kritik.
Faschistische Querfrontbestrebungen? – Nichts Neues!
Als Trittbrettfahrer von breiten Protestbewegungen sind Faschisten schon immer aufgetreten.
Die geistigen Vorväter der oben aufgeführten Rechts-Aktivisten gerierten sich in ihrer Bewegungs-Phase als Kämpfer gegen „das System“ und als Bewegung zur Lösung der Sozialen Frage. Was daraus wurde, als sie die Macht im Staate übergeben bekamen und ein faschistisches Herrschaftssystem aufbauen konnten, kennen wir zur Genüge: von der Liquidierung der organisierten Arbeiterbewegung (der Schaffung eines Paradieses für das Große Kapital) über den Weltkrieg bis hin zum Holocaust.
Organisationen wie die NPD traten schon vor Jahren auf mit Transparenten wie „Den Kapitalismus täglich bekämpfen!“. Sie versuchten, sich an die breiten Proteste gegen die Agenda 2010 anzuschleimen. Die damalige Frau von Falko Schüßler trat als Vorkämpferin der Sozialen Frage im „Prima Sonntag“ auf, verkleidete sich als „Hexe Ragna“, um mit ihrem Kindertheater nationalistische Früherziehung zu betreiben. Sie wurde Vorsitzende im „Ring nationaler Frauen“, stellvertretende NPD-Landesvorsitzende und nach ihrem Austritt agierte sie bei Gruppen wie Hogesa und Pegida. Über ihren Ex-Mann, der oben im Bild zu sehen ist, ist im Verfassungsschutzbericht 2003 zu lesen: „Im Raum Aschaffenburg etablierte sich in den letzten Jahren um den Neonazi Falko Schüßler in Abgrenzung zur JN/NPD eine Kameradschaft, der etwa fünf bis zehn Rechtsextremisten angehören. Dieser Personenkreis unterhält enge Kontakte zu Neonazis im hessischen Raum. Im September fand die Polizei im Rahmen einer Exekutivmaßnahme bei Teilnehmern eines Zeltlagers der Kameradschaft verbotene Waffen und Sprengstoff.“ Falko gilt als vorbestraft.
Alles nur alte Geschichten? – Nein! Der Kampf dieser Leute geht weiter – jetzt mehr oder weniger gut getarnt in den Reihen von Demonstrationen wie der vom 11. Dezember. Sei es nun als Mitglieder in „Kameradschaften“, in Parteien wie „Der III. Weg“, der NPD oder der AfD. Oder einfach nur als „Verfechter von Grundrechten“. Aber bitte nur für Deutsche! Die Interessen von Pharma-Konzernen und Großkapital werden von diesen Parteien gar nicht angegriffen.
Mit-Organisator der Demo am 11.12. und auch Unterzeichner der Einladung zu einer Kundgebung am 3. Januar ist Bruno Stenger. Nachdem er 2019 eine (fb-) Gruppe „Fridays gegen Altersarmut“ gegründet hatte, schloss er diese im März 2020 wieder mit den Worten: „… leider ist eine Mehrzahl der angeblichen Kämpfer gegen Altersarmut … nicht bereit, sich gegen rechte und faschistische Kräfte deutlich abzugrenzen. Für mich ist eine Zusammenarbeit mit solchen Personen unmöglich. Gruppierungen wie AfD & Co verkörpern all das, was ich zutiefst verachte … Wer in seinem Schlepptau Kräfte wie NPD, Reichsbürger und sonstiges Gesocks duldet, hat an sich schon … jedes Recht auf eine Mitregierung … verspielt.“
Ja was ist nun, Herr Stenger? Warum dann doch das „Gesocks“ mitlaufen und eine AfD-Rednerin sowie einen Rapper auftreten lassen, der Songs mit antisemitischen Erzählungen produziert und Videos mit dem Qanon-Zeichen im Netz verbreitet?
Doch mit 65 Jahren nichts dazu gelernt, wie im März 2020 auf fb gepostet.
Im Artikel der taz vom 22.12.2021 „Schwurblige Weihnacht‘ überall“ hieß es als Tipp für politische Diskussionen im Familien- Freundeskreis:
„Zur Positionsfindung zu einer starken linken Kritik in der Krise lohnt sich ein Blick in den kürzlich erschienen Sammelband ‚Corona und linke Kritik(un)fähigkeit‘ (herausgegeben von Gerhard Hanloser, Peter Nowak und Anne Seeck, erschienen im Verlag AG Spak Bücher, 19,00€).“
Diesen Tipp geben wir hier gerne weiter – auch über alle Festtage hinaus.